Mit Leib und Seele für Langenlonsheim

Hr. Professor Wolf, Sie können nunmehr auf zwei sehr erfolgreiche Amtszeiten als Bürgermeister zurückblicken. Langenlonsheim hat sich sehr zu seinem Vorteil entwickelt. Neue Kindertagesstätten, neue Spielplätze, sanierte Straßen und ein großes Neubaugebiet, dass Langenlonsheim einwohnermäßig wachsen lässt…

Sind Sie mit ihrer geleisteten Arbeit zufrieden?

Ja. Wir alle freuen uns sehr darüber, wie positiv sich unser geliebter Heimatort entwickelt hat. Und das in jeder Hinsicht.

Zum Beispiel?

Besonders viel Freude macht mir gerade unser neuer Waldkindergarten, den wir Anfang Mai eröffnet haben. Es war zwar ein hartes Stück Arbeit, aber ich glaube, wir haben da etwas ganz Tolles für unsere Kinder geschaffen.

Aber dieser Waldkindergarten war ja nicht das einzige Leuchtturmprojekt für Kinder und junge Leute

Nein, da gab es schon einige. Jeder, der etwa unser neues Aktivfeld sieht und bespielt, ist genauso begeistert von diesem weiteren Herzensprojekt wie ich auch.

Auch bei der Straßensanierung hat sich einiges getan, wie ist da heute der Stand?

Jetzt bin ich 10 Jahre im Amt und wir sanieren, sanieren, sanieren. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass die vielen alten Straßen, die wir haben, schneller schlechter werden, als wir mit dem Sanieren nachkommen. Von daher wird es sicherlich noch ein paar Jahre dauern, bis wir wirklich alle Straßen in einem relativ anständigen Zustand haben. Wir haben in den letzten 5 Jahren die komplette Schindkaut, viele sagen ja Kloningersmühle zu diesem Viertel, renoviert, die Ernst-Ludwig-Straße und die Richgart-straße und viele kleinere Eckchen. Und für die nächsten 5 Jahre stehen mit der Poststraße, der Weidenstraße (ab Bahnübergang östlich), der Löhrstraße und etliche Straßen im Musikerviertel weitere große Straßenbauprojekte vor der Tür.

In diese Liste würde ja auch der Bahnhof gut reinpassen. Wie sehen da sie aktuellen Pläne aus?

Wer mit der Deutschen Bahn zusammenarbeitet, braucht viel Demut, Geduld und hervorragende Nerven. Der Bahnhof, oder wie es korrekt heißen wird „Der Haltepunkt Langenlonsheim“, sollte ja schon vor zwei Jahren gebaut sein. Aber die Maßnahmen wurden wieder und wieder verschoben, letztlich auf das Jahr 2026. Ich hoffe, es wird dann auch dabei bleiben. Die Pläne liegen seit Jahren fertig in der Schublade; die Finanzierung ist gesichert; alle warten drauf und von der Bahn kommt … wenig oder nichts. Trotzdem hoffe ich für die nächste Periode, dass wir das Riesenprojekt neuer Haltepunkt, Neugestaltung Bahnhofsvorplatz und dann auch in der Folge die Sanierung der Naheweinstraße vom Wiedplatz Richtung Laubenheim und die Weidenstraße (Wiedplatz bis Bahnübergang) endlich umsetzen können. Wir hätten es alle verdient.

Auf ihrer Agneda stehen noch zwei weitere Großprojekte. Eins ist die Scheune am Haus Lozenz. Ich habe gehört, dass daraus jetzt ein studentisches Projekt geworden ist…

Ja, ja, die Scheune… Sie wartet seit 10 Jahren darauf, vollendet zu werden. Wenn wir als Gemeinderat ehrlich sind, hat uns bis jetzt die zündende Idee gefehlt. Es gab viele Denkanstöße, aber letztlich sind wir alleine nicht weitergekommen. Von daher hatte ich schon lange im Hinterkopf, ähnlich vorzugehen wie beim Marktplatz, wo wir mit einer Gruppe von jungen Studierenden der Uni Mainz nach langem herumstochern die bahnbrechenden Ideen hatten. Daher habe ich in den letzten 2 bis 3 Jahren versucht, mit verschiedenen Hochschulen ins Gespräch zu kommen. Letztlich ist es mir gelungen, mit dem Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt handelseinig zu werden. Wir haben Anfang April ein Seminar vor Ort mit der Gruppe von Prof. Baurmann und 60 Studierenden veranstaltet, die allesamt gerade ihre Bachelorarbeit über Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten unserer Scheune schreiben. Ich bin wahnsinnig gespannt auf die Ergebnisse, die wir dann in einer Auswahl im Herbst auch dem Gemeinderat und interessierten Bürgerinnen und Bürgern präsentieren werden. Ich bin mir sicher, dass da so viele tolle kreative Ideen dabei sind, dass wir danach relativ schnell wissen, was alles möglich ist und was wir wollen.

Das zweite große Projekt. Das Thema: Erweiterung der Grundschule…

Ist eigentlich ein Thema der Verbandsgemeinde, die der Träger der Grundschule ist. Da wir in Langenlonsheim wieder so viele Kinder haben, wird unsere Grundschule künftig durchgängig dreizügig sein. Das heißt, es werden 12 Klassen unterzubringen sein, was der derzeitige Baukörper überhaupt nicht hergibt. Ein Anbau ist daher dringend von Nöten. Die Verbandsgemeinde hat das bereits angestoßen. Eine Beauftragung der entsprechenden Planungsarbeiten ist erfolgt und wird, so hoffe ich, dazu führen, dass spätestens im Sommer 2026 Baustart ist. Die einzige Möglichkeit, die Grundschule zu erweitern, ist in Richtung der derzeitigen Gemeindehalle. Von daher wird aus dem Anbau der Grundschule auch ein Gemeinschaftsprojekt der Verbandsgemeinde und der Ortsgemeinde, nämlich der Bau eines komplett neuen Traktes inkl. einer Mensa, einer neuen Sport- und Gemeindehalle, sechs Klassenräumen etc. Demnach ist diese Halle so zu planen, dass sie sowohl eine gute Sporthalle für die Kinder wie auch eine hochwertige Gemeindehalle für die Langenlonsheimer Vereine werden wird. Wir werden in Verhandlung zwischen der Verbandsgemeinde und der Ortsgemeinde schauen, wie wir das am besten unter einen Hut bringen und wie wir auch, was die finanzielle Beteiligung der Ortsgemeinde anbelangt, eine Lösung finden, mit der alle leben können.

Apropos Geld. Wie können Sie das alles finanzieren? Müssen wir Schulden machen?

Wir haben vor einigen Wochen unseren Haushalt verabschiedet und werden, wenn das Jahr halbwegs normal verläuft, am Ende des Jahres eine Rücklage von knapp 7 Millionen Euro haben. Das ist für einen Ort wie Langenlonsheim eine unheimlich hohe Summe. Man muss weit gehen, um einen Ort zu finden, bei dem die finanziellen Verhältnisse ähnlich positiv sind wie bei uns. Ich bin schon stolz darauf, dass unser Haushalt trotz der Vielzahl an Projekten so gut bestellt ist. Dazu tragen viele Dinge bei. Auf der einen Seite natürlich hohe Steuereinnahmen, insbesondere bei Gewerbe- und Einkommensteueranteil, aber auf der anderen Seite auch der stets sparsame Umgang mit Geld, die Ausnutzung aller Fördermöglichkeiten, (wenn ich nur mal daran erinnern darf, dass z.B. 90% der Kosten für den Waldkindergarten durch Fördermittel gedeckt sind oder 80% der Kosten unseres Aktivfeldes durch Spenden, Sponsoren und Fördergelder eingeworben wurden). Und als 4. Punkt – auch ganz wichtig – sollte man als Bürgermeister auch sehr kreativ sein, was zusätzliche Einnahmemöglichkeiten einer Gemeinde betrifft. So hat uns beispielsweise der erstklassige neue Spielplatz Lauerweg, den wir vor kurzem eröffnet haben, keinen Euro gekostet, und den neuen Bolzplatz gleich gegenüber (Eröffnung kurz vor den Sommerferien 2024) gab es auch fast zum Nulltarif.

Was ist das für ein Gefühl, Bürgermeister zu sein? Es gibt doch bestimmt gute, aber auch weniger gute Momente?

Das Leben als Bürgermeister ist nicht immer nur angenehm, das stimmt. Zum Glück bin ich bis jetzt keinen persönlichen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, aber es gibt leider schon auch Leute, die einen manchmal nicht mit dem angemessenen Respekt behandeln. Und es gibt Menschen, die Dinge von einem erwarten, für die man nun wirklich nicht zuständig ist. Manchmal passieren aber auch witzige Dinge. Gerade heute Morgen rief mich ein Bürger an und fragte: „Hallo, sind Sie der Bürgermeister? Sind Sie dafür zuständig, wenn im Nachbarhaus der Hund laufend bellt?“ Oder zwei kleine Jungs haben mich einmal gefragt, ob ich jemand aus dem Ort schicken kann, wenn er sich nicht gut benimmt….

Was war Ihr schönstes Erlebnis in den zurückliegenden Jahren?

Ich bin nach wie vor sehr dankbar dafür, dass wir das einzigartige Jubiläum „Lalo 2019“ noch im Jahr vor Corona feiern konnten. Das kann man gar nicht oft genug erwähnen. Wäre Corona ein Jahr früher gekommen, hätte es mich wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben. Und natürlich erfüllt einen jedes Projekt, das man selbst zum Abschluss gebracht hat, schon mit etwas Stolz, ganz egal, ob es sich nun um die Eröffnung einer sanierten Straße, das Pflanzen von Bäumen mit Familien oder um einen neuen Spielplatz handelt. Und wenn ich nach einem wunderschönen Nachmittag in der jüngeren Vergangenheit gefragt werde, fällt mir natürlich die Eröffnung unseres Waldkindergartens ein, auch das ein absolutes Herzensprojekt. Und ich glaube, dass auch die Eröffnung unseres neuen Spazierwegs rund um das Seniorenzentrum im Spätsommer dieses Jahres ein sehr emotionaler Moment werden wird. Und ich drücke ganz fest die Daumen, dass wir den Wettbewerb gewinnen, mit dem wir unseren KIPKI-Park am alten Mühlgraben finanzieren und bauen wollen, doch dazu an anderer Stelle sicher mehr.

Sind die vielen Projekte in unserer Gemeinde denn immer so planbar?

Ja, unverhofft kommt leider oft. Ein kleines Beispiel: Uns war selbstverständlich klar, dass wir den neuen Waldkindergarten an die bestehende Wasserleitung für das alte Forsthaus anschließen möchten. Was dann passiert ist, packe ich gerne in diese kleine Geschichte. Jemand geht mit leichtem Husten zum Arzt und bei den Untersuchungen wird eine schwere Lungenentzündung entdeckt. So hat sich im Zuge der geplanten Anschlussarbeiten für die Wasserleitung herausgestellt, dass die komplette Trinkwasserversorgung von allen Abnahmestellen am und im Wald, also auch am Kelterplatz, gefühlt Jahrhunderte alt ist und den heutigen hygienischen Anforderungen in keiner Weise mehr entspricht. Nun sind wir zum Handeln gezwungen und werden im Laufe dieses Sommers die komplette Wasserversorgung des Waldes auf den modernsten Stand bringen, was aber mit Investitionen von vermutlich über 150.000 € verbunden sein wird. Mit dieser Summe hat zu Beginn des Jahres noch niemand rechnen können, aber eine Alternative dazu gibt es nicht.

Was motiviert Sie dazu, diese Mammutaufgabe noch einmal anzustreben?

Mir hat es in meinem Leben immer große Freude gemacht, Verantwortung zu übernehmen und anderen Menschen weiterzuhelfen. Ich habe immer gerne mit Menschen zu tun gehabt, und letztlich geht es bei allem, was wir in unserer Gemeinde anpacken, immer darum, etwas Gutes für unsere Bürgerinnen und Bürger zu bewirken und das Leben in unserer Heimatgemeinde noch schöner und attraktiver zu machen. Dabei sind wir meiner Einschätzung nach auf einem sehr guten Weg. Es war immer schon schön, in Langenlonsheim zu leben, und da haben wir in den letzten Jahren noch einmal ordentlich zulegen können. Wie gesagt, habe ich mich eigentlich mein ganzes Leben gerne für andere engagiert, sei es in der Jugendarbeit der Kirchengemeinde oder in den über 40 Jahren, die ich jetzt im Gemeinderat aktiv bin. Es hat mir immer Freude gemacht, die Dinge zum Positiven zu verändern, selbst zu gestalten und alles so zu managen, wie es gemanagt werden sollte. Das kann ich, glaube ich, auch ganz gut.

Sehr geehrter Herr Prof. Wolf, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.